Kurze Wege, wohlige Zimmer
Der neue Anbau des Pastor-Arning-Hauses in Fürstenau bietet Vorteile für Bewohner und Pflegekräfte
Ein Artikel von Nina Strakeljahn – Bersenbrücker Kreisblatt
Fürstenau
Der Anbau des Pastor-Arning-Hauses in Fürstenau ist fertig. Damit bietet das Seniorenheim nun nicht nur mehr Platz, sondern hat auch ein neues Wohnkonzept.
Magdalena Stein ist glücklich. „Von hier hat man doch eine schöne Aussicht“, sagt sie und setzt sich auf ihren Lieblingsplatz direkt am Fenster und blickt nach draußen. Der Krach, der bei den Bauarbeiten ab und zu ihre Mittagsruhe gestört hat, ist schnell vergessen, nun, wo sie in dem neuen Zimmer sitzt. Ihre Nichte hat am Wochenende noch ein paar Bilder an der Wand angebracht, und so fühlt sie sich schon wenige Tage nach ihrem Umzug im neuen Zimmer im Anbau richtig wohl.
Magdalena Stein ist eine von 32 Bewohnern, die in den vergangenen Tagen ein neues Zimmer bekommen haben. Viel Planung, Logistik, aber auch Muskelkraft brauchten die Mitarbeiter um die Leiterin der sozialen Dienste Christina Wetzel, Pflegedienstleiterin Birgit Stein, die Leiterin der Hauswirtschaft, Erika Fritz und Hausmeister Frank Adscheid, damit der Umzug gelang.
Rund 2,3 Millionen Euro kostete der Anbau
Insgesamt sind im Anbau 18 neue Zimmer entstanden. 15 Zimmer im alten Bau wurden aufgelöst, sodass es momentan 47 Plätze gibt, erklärt Geschäftsführer Joachim Minneker, der genauso wie Geschäftsführer Udo Hoffeld froh darüber ist, dass der Umzug nach dem Baustart im November 2019 nun geschafft ist. Denn wie derzeitig fast alle Bauprojekte gab es Verzögerungen, unter anderem wegen Corona und auch wegen des Staus auf dem Suez-Kanal, wodurch Materialien verspätet geliefert wurden. Wenn alle Restarbeiten abgeschlossen sind, werden es übrigens 49 Plätze im Pastor-Arning-Haus sein, die größer seien als gesetzlich gefordert.
Nach einem Zimmerbrand vor einigen Jahren war festgestellt worden, dass die Bausubstanz nicht mehr so gut war. Deshalb entschloss sich der Evangelische Krankenhausverein, der Träger des Seniorenheimes ist, für einen Anbau. Etwa 2,3 Milionen Euro kostet das Projekt.
Mit dem Anbau hat das Pastor-Aning-Haus auch noch einmal das Konzept geändert. Die Bewohner sind in Zukunft nur noch auf zwei Etagen untergebracht, was beispielsweise Laufwege für Mitarbeiter verkürzt. Die Menschen mit demenziellen Veränderungen sind nach unten ins Erdgeschoss gezogen. Das minimiere Gefahrenquellen, erklärt Dieter Meeßmann, zuständig für das Qualitätsmanagment, Projektleiter und Entwickler der neuen Konzeption. Gerade in den Anfangsstadien bei demenziellen Veränderungen seien die Menschen auf der Suche, und das bedeute sie laufen. Mit dem Umzug ins Erdgeschoss sei zum Beispiel das Treppenhaus keine so große Gefahrenquelle mehr. Außerdem ist ein Rundgang entstanden. Der sorge dafür, dass sich Bewohner nicht mehr verirren, aber auch innerhalb des Hauses bleiben und einfach laufen können. “ Es ist ein geschützter Bereich“, sagt Meeßmann. Überall wo Türen oder Barrieren den Weg versperren, gebe es aber immer eine Ausweichsmöglichkeit.
Vor allem in diesem Wohnbereich, der nur noch maximal 17 Zimmer umfasst, spielt die Biografiearbeit in Zukunft eine besonders große Rolle. Je mehr man über einen Menschen wisse, beispielsweise beim Essen oder ob er viel Bus gefahren ist, desto besser sei es möglich, Verhaltensmuster zu verstehen. “ Wir können so oft besser erklären, warum etwas ist, wie es ist“, sagt Meeßmann.
Auch deshalb sei es wichtig, dass die Bewohner die Möglichkeit haben, ihre Zimmer neben der normalen Ausstattung noch mit einigen Möbeln und persönlichen Gegenständen auszustatten. Eine Vitrine mit den eigenen Gläsern, ein gemütliches Sofa und viele Fotos machen den Raum so zur eigenen Wohnung, wie ein Zimmer im Erdgeschoss zeigt.
Auch bei Magdalena Stein, die in der ersten Etage wohnt, ergänzen eigene Möbel wie eine kleine Kommode und ein gemütlicher Sessel die Standardausstattung. Mit ihrem Rollator macht sie sich auf den Weg in die Wohnkücke, sie hat nämlich noch keinen Nachtisch gegessen.
Durch den Anbau ist in der ersten Etage eine weitere Wohnküche entstanden, die dritte des Hauses. Das hat das Team genutzt, um auch innerhalb der Bewohner, die keine demenzielle Veränderungen haben, noch einmal zu unterscheiden: Es gibt diejenigen, die in hohem Maße auf Pflege angewiesen sind, und diejenigen, die sich durchaus noch helfen können und noch mobil sind, wie Magdalena Stein. Für sie ist in der Küche ein kleines Buffet aufgebaut. Sie nehmen sich das Essen selber, können so entscheiden, wie viel sie wollen oder auch beide Gerichte des Tages probieren. Gerade die vier Mahlzeiten spielen im Seniorenheim eine wichtige Rolle. Deshalbist dafür jeweils auch besonders viel Zeit eingeplant. „Mahlzeiten sind auch ein soziales Ereignis“, sagt Minneker. Die Bewohner essen gemeinsam und kommen ins Gespräch.
Eingang ist jetzt barrierefrei
Die Übergänge zwischen dam alten und dem neuen Teil des Seniorenheims sind durch Fenster hell geworden. Die Flure sind in knalligen Farben gestrichen. Das sei für den ein oder anderen vielleicht ungewöhnlich, ältere Menschen würden aber Farben oft nicht mehr so deutlich wahrnehmen, deshalb die kräftigen Farben, erklärt Meeßmann.
Auch der Eingang ist verlegt worden. Bislang was das Seniorenheim für Besucher nur über eine Treppe erreichbar. Nun hat jeder barrierefrei Zugang zum Haus. Wichtig sei auch, dass Pflege, die soziale Dienste und die Hauswirtschaft in Zukunft noch enger zusammenarbeiten werden als bisher, beispielsweise durch gemeinsame Besprechungen. In früheren Zeiten habe man das Hauptaugenmerk oft auf die Pflege gelegt, aber das sehe heute gang anders aus. Denn alle drei Bereiche seien sehr wichtig, wenn es darum gehe, sich im Seniorenheim wohlzufühlen.